Montag, 22. September 2014

Ein roter Fluss und eine fantastische Milchstrasse - Andalusien im August

  

„Was macht man denn im August in Andalusien?“ hat mich ein befreundeter Fotograf vor unserer Abreise gefragt… :-D.

Ok, Andalusien ist wirklich kein „klassisches“ Fotoziel von dem man Unmengen an Fotos im Internet findet, aber gerade das hat uns dann auch irgendwie gereizt und gemeinsam mit Ines habe ich mich also 10 Tage dort herum getrieben. Allerdings hat es auch die Spotsuche im Vorfeld um einiges schwieriger gemacht. Trotzdem haben wir einige schöne Sachen gefunden und ich muss sagen, dass auch die Landschaft sehr reizvoll ist. Aber vielleicht wäre es im Frühjahr noch interessanter, wenn alles blüht. Und vor allem nicht so heiß. Meine Güte war das heiß ;-).
Auch wenn Ines das in ihrem Artikel bereits das ein oder andere Mal erwähnt hat, muss ich das auch noch mal tun. Selbst als wir nachts die Milchstraße fotografiert haben, haben wir noch geschwitzt.  Es gibt ganz sicher Menschen, die sich bei 35° Celsius und mehr erst so richtig wohl fühlen, aber ich gebe zu, ich gehöre nicht dazu. Aber gut, das wussten wir  eigentlich  auch vorher, daher ist Jammern da jetzt auch irgendwie doof ;-). 

Und die Hitze hinterlässt natürlich Spuren. Das Beige-Braun der verdörrten Wiesen dominiert im Landesinneren das Landschaftsbild...


Auf alle Fälle starteten wir am Rio Tinto. Ein Fluss, dessen Wasser an manchen Stellen blutrot ist, dessen Farben und Strukturen mehr als beeindrucken, ja fast surreal wirken, verursacht durch Erze und Mikroorganismen Durch den Abbau der ganzen Erze seit über 4000 Jahren ist die landschaftliche Umgebung rund um den Fluss durch Menschenhand schwer beeinflusst worden. Verlassene Minen und Instustrieanlagen bestimmen das Landschaftsbild, die verschiedenen Farben der Erdschichten liegen offen da und es scheint als hätte der Mensch die Haut der Erde aufgerissen um, dass Innere darzulegen. Im Grunde ist es hässlich, aber auf eine ganz eigene Art auch fast schon wieder schön ist. Durch diese Umgebung hat man ein bisschen das Gefühl auf dem Mars zu sein. Auf alle Fälle faszinierend und einen Besuch wert. Der Rio Tinto und seine Umgebung ist auf jeden Fall eines der ungewöhnlichsten Dinge, die ich bisher gesehen habe. Die Farben und Strukturen sind so vielseitig und intensiv, dass man es oft gar nicht richtig glauben kann.












Auf alle Fälle waren wir beide vom Rio Tinto sehr fasziniert und sind gleich noch einen Tag länger als geplant geblieben um all diese Farben und Strukturen in Ruhe knipsen zu können. Naja, und wie das halt so ist, hatten  wir natürlich nur die Fotos im Kopf und haben uns erst mal nicht so wirklich darüber informiert, was denn da in dem Wasser so alles enthalten sein könnte. Und so sind wir auch in aller Ruhe mit unseren Trekkingsandalen und offenen Füßen stundenlang in diesem roten Wasser gestanden - ohne groß nachzudenken. Wie denn auch, wenn da so viele Motive vor einem liegen. Da denkt man doch nicht an seine Füße, oder? Naja, am Ende sah das Ergebnis dann so aus:


Und ich sage euch, egal wie oft, wie lang, wie fest und mit was ich an meinen Füßen herum geschrubbt habe, es ging einfach nicht mehr weg. Ich hab diese roten Füße wirklich mit nach Hause genommen. Ok jetzt, 3 Wochen später ist die Farbe wieder einigermaßen weg, aber auch nur deshalb, weil sich mittlerweile die Haut einmal komplett gelöst hat. Jaja, was tut man nicht alles für ein paar Fotos. Und nein, ich habe mich nicht erkundigt, ob das gesundheitsschädlich war – ich will es irgendwie auch gar nicht wissen….
Wer noch ein bisschen mehr über den Rio Tinto lesen möchten, findet hier bei der Frankfurter Allgemeinen einen wirklich guten Artikel, der das Ganze sehr gut beschreibt. Den Artikel haben wir beide natürlich erst gelesen, nachdem unsere Füße konterminiert waren ;-P…


Übrigens ist der Ort Minas de Riotinto auch die Wiege des spanischen Fußballs. Als die Engländer das Abbaugebiet nutzten wurden die Arbeiter mit dem Fußballvirus sozusagen infiziert. Bei Wikipedia kann man ein bisschen was darüber lesen:


Naja, und so sind wir dann inkl. unserer roten Füße (also bei Ines sah das nämlich ähnlich aus ;-) ) weiter  Richtung Osten in die Tabernas Wüste gefahren. Und diese Landschaft hat mich wirklich sehr an die USA erinnert, natürlich nur etwas kleiner in den Dimensionen. Kein Wunder, dass hier so viele Western Filme gedreht wurden und es dort sogar ein Mini Hollywood und noch einige übrig gebliebene Filmkulissen gibt.  Man hat jeden Moment das Gefühl es kommt gleich ein Cowboy oder Indianer um die Ecke. Ok, ich geb zu das klingt jetzt schwer nach Klischee, aber es ist nun mal so. Diese noch vorhandenen Filmkulissen werden jetzt für Westernshows verwendet. Das ist für Kinder bestimmt sehr lustig, aber für uns war das jetzt weniger reizvoll und darum haben wir das ausgelassen. Ansonsten haben wir die Tabernas Wüste eher einsam, karg und verlassen erlebt.




Andalusien ist ja u.a. bekannt für Stierkämpfe, die wundervollen andalusischen Pferde und Oliven. Einen Stierkampf  haben wir uns natürlich nicht angesehen, da so was absolut nicht zu der Art der Unterhaltung gehört, die wir beide befürworten und die andalusische Pferde haben wir leider nur einmal gesehen, als wir zufällig an einem riesigen Beerdigungszug vorbeigefahren sind. Aaaaber Olivenbäume haben wir gesehen und zwar in großen Mengen. Überall stehen sie rum in allen möglichen mehr oder weniger bizarren Formen. Meistens zwar leider in etwas weniger fotogenen Plantagen, aber ein paar Hübsche haben wir gefunden.








Alles in allem wären wirklich sehr viele Motive da gewesen, aber was in den ganzen 10 Tagen einfach nicht erscheinen wollte, waren  ein paar kleine Wölkchen am Himmel. Also tagsüber waren immer wieder mal ein paar zu sehen, aber pünktlich zum Sonnenauf- bzw. untergang waren alle wieder verschwunden…nix, nada, niente :-(. Ok, ein einziges Mal waren morgens ein paar Wolken da, aber die waren dann grau... Das ist für die Landschaftsfotografie natürlich nicht ganz so spannend und so blieben die Bilder mit einem spektakulären Himmel dieses Mal aus, aber ab und zu hatten wir zumindest doch ein paar schöne Farben am Himmel.


Die Küste im Süden mussten wir auslassen, Andalusien ist einfach doch zu weitläufig um in 10 Tagen alles sehen zu können. Wir sind auch so schon über 2000km gefahren. Auch für die schönen Städte wie Sevilla und Granada fehlte uns leider die Zeit. Vielleicht beim nächsten Mal. Jedoch die Küste ganz im Osten wollten wir uns nicht entgehen lassen und wurden nicht enttäuscht.






Allerdings machten genau die fehlenden Wolken die Gelegenheit extrem günstig, sich mal über die Sterne bzw. die Milchstraße herzumachen. Denn wir hatten genau die Zeit des Neumondes erwischt und dann dieser klare Himmel dazu, perfekt.



Und jetzt kommt, wie versprochen, die Geschichte und die Einstellungen zu folgendem Bild :-D. 


Gleich mal vorweg – es handelt sich um ein einziges Foto. Es ist kein zusammengesetztes, gestacktes oder montiertes Bild. Sondern eine einzige Aufnahme. Meine Beschreibung bezieht sich auch auf diese Art, die Milchstraße zu fotografieren. Für eine Sternennachführung fehlt mir die notwendige Technik und auch das Zusammensetzen von zwei oder mehr Fotos mit unterschiedlichen Belichtungszeiten habe ich bisher noch nicht gemacht. Das sind sicher auch Möglichkeiten, aber darüber kann ich halt nichts schreiben...

Zunächst mal das Allgemeine:

Die Milchstraße zu fotografieren ist etwas Tolles. Die Kamera macht Dinge sichtbar, die das menschliche Auge nicht erfassen kann und es haut mich jedes Mal wieder vom Hocker, welche Unmengen an Sternen da auf den Bildern auf einmal zum Vorschein kommen. Die Kameraeinstellungen sind  grundsätzlich immer sehr ähnlich:  Blende 2.8, ISO 3200, 25 Sekunden Belichtungszeit. Was aber bedeutet, man braucht wirklich eine ISO starke Kamera und ein lichtstarkes Objektiv. Die Belichtungszeit kann man ohne Sternennachführung nicht verlängern, denn aufgrund der Erdrotation wären dann sofort Sternenspuren zu sehen. Und mit jeder Blendenstufe die beim Objektiv fehlt, müsste man die ISO Zahl erhöhen. 
Die Brennweite ist natürlich motiv- und geschmacksabhängig, aber ich mags sowieso gerne weitwinklig und je weitwinkliger, desto mehr Milchstraße ist auf dem Bild. Mein Bild hier ist bei 14mm mit einem Vollformat Sensor gemacht. Aber auch längere Brennweiten  wären denkbar, hauptsache lichtstark. Allerdings sollte man dann beachten, dass mit wachsender Brennweite auch die Schärfentiefe zum Problem werden kann. Da hat man es mit eher weitwinkligen Brennweiten etwas einfacher. Also das mit den Einstellungen ist eigentlich nicht so schwer, wenn man es mal weiß und man eine geeignete Ausrüstung verwendet. Das man bei dieser Belichtungszeit seltbstverständlich mit einem Stativ fotografieren muss, versteht sich glaub ich von selbst... 

Aber jetzt kommen die anderen Schwierigkeiten:

1. Das knappe Zeitfenster in dem man die Milchstraße deutlich sieht, denn das ist nämlich bei Neumond und am besten im Juni, Juli und August. Was bedeutet, man hat genau 3 richtig gute Gelegenheiten im Jahr. 
2. Man braucht genau zu diesem Zeitpunkt einen klaren Himmel. Ok, das war jetzt ja in Andalusien perfekt, aber wenn man das z.B. in Deutschland machen möchte, wird es schon deutlich schwerer…
3. Einen Platz zu finden, an dem es möglichst wenig Lichtverschmutzung gibt.
4. Ein Motiv zu finden, dass sich für den Vordergrund eignet und das in Richtung Süden fotografiert werden kann, denn dort geht die Milchstraße auf.
5. Das Ausleuchten des Vordergrundes z.B. mit einer Taschenlampe, denn ohne das sog. Lightpainting wird der Vordergrund bei einem Foto immer nur eine schwarze Silhouette sein. Das kann auch sehr schön sein, aber ich mags lieber beleuchtet. Das erfordert ein bisschen Übung, bis man die richtige Dosierung erwischt.
6. Das Fokussieren in der Nacht, wenn es stockdunkel ist. Ich habe mittlerweile bei meinem Objektiv die Stelle markiert, an der es auf Unendlich scharf ist und das stelle ich dann ein. Ansonsten bleibt nur die Möglichkeit, den Vordergrund irgendwie anzuleuchten und zu fokussieren. Der Autofokus ist aber meistens keine große Hilfe. Oder man macht die Bildkomposition noch bei Licht und verändert nichts mehr solange man wartet...

So, und jetzt zur Entstehungsgeschichte zu dem Bild:
Wir waren also am Tag des Neumondes an diesem Strand und hatten uns bereits an dem Sonnenuntergang ohne Wolken versucht…aber ich wollte mich ja sowieso über die Milchstraße hermachen, daher war ich eher auf der Suche nach einem geeigneten Motiv dafür und beim Sonnenuntergang nur halbherzig bei der Sache, weil das Licht sowieso wieder genauso war wie am Tag davor. Und so bin ich dann einfach mal weiter um die Felsen geklettert, um zu schauen, was da noch so alles ist. Und da entdeckte ich diesen netten spitzen Felsen und ich wusste gleich, der eignet sich perfekt als Vordergrund für die Milchstraße. Nicht zu groß und nicht zu klein und nicht zu weit weg. Also für mein ursprüngliches Foto war sozusagen nur dieser Fels geplant.
Also gut, jetzt hieß es warten. Und so saßen Ines und ich herum und philosophierten über Gott und die Welt, schwitzten immer noch (weil es war ja heiss in Andalusien….) und warteten bis es komplett dunkel war und die Milchstraße aufging. Und plötzlich „Klack“ – schaltet sich ca. 1km von uns entfernt, von dem einzigen Haus, das auf dem nächsten Felsen steht, ein Scheinwerfer ein, der aber auch haargenau auf diesen Strand leuchtet, zwar nur ganz leicht und diffus, aber eben doch eine deutliche Lichtquelle und somit Lichtverschmutzung. Ich dachte mir, sch… – das war´s, damit kann ich mir mein Bild ans Bein schmieren. Ja, geflucht hab ich, ich geb´s zu. 
Naja, aber probieren kann man es ja trotzdem mal also machst halt mal ein Foto, dachte ich mir. Und als ich dieses „Probebild“ gemacht hatte, bin ich fast nach hinten umgekippt, als ich das Ergebnis gesehen habe. Dieser Scheinwerfer, den ich gleich mal richtig verflucht hatte, machte das perfekte Lightpainting. Das Licht war optimal um alle drei Felsen, ja den ganzen Strand perfekt auszuleuchten ohne die Sichtbarkeit der Milchstraße zu beeinträchtigen !!! Mit einer Taschenlampe wäre das niemals möglich gewesen, da hätte ich maximal eben diesen spitzen Felsen beleuchten können, aber niemals den ganzen Strandabschnitt. Ich hab mich gefreut, wie ein kleines Kind muss ich sagen…
Naja, und  so  musste ich nur noch warten, bis die Milchstraße soweit gewandert war, dass sie in der Mitte der beiden Felsen stand. Und dann war das Bild im Kasten. Die Bildbearbeitung war auch schnell erledigt, ein bisschen den Weißabgleich im Himmel kühler gemacht, die Tonwerte korrigiert, im Himmel die Kontraste verstärkt, entrauschen (denn selbst eine ISO starke Kamera rauscht bei diesen Einstellungen) und fertig. 

Fazit: Also ich könnte mir durchaus vorstellen zu einer anderen Jahreszeit (Frühling) nochmal nach Andalusien zu fliegen. Ich fand die Landschaft ungewöhnlich für Europa und daher sehr spannend und mit einem etwas interessanteren Himmel gäbe es dort sicher richtig viele Möglichkeiten. So war es für Landschaftsfotos für mich nicht ganz so ergiebig. Aber das macht nichts. Mit den Milchstraßenfotos und den Fotos vom Rio Tinto bin ich sehr zufrieden und das ist ja auch mehr als genug!

Liebe Grüße
Tanja

2 Kommentare:

  1. Liebe Tanja,
    danke für interessanten Text und die schönen Fotos.
    Ja,es sind schon Erlebnisse,die man nicht so schnell vergessen kann.
    Für mich ist es schön,dass ich durch solche Berichte und Fotos etwas daran teilhaben kann.
    Vielen Dank und liebe Grüsse,
    Christian Berger.

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