Montag, 21. April 2014

People And Their Dogs


Ich habe im Internet immer wieder einmal über Projekte von anderen Fotografen gelesen, die einfach fremde Menschen auf der Straße fotografiert haben. Also jetzt nicht wie in der Streetfotografie, bei der man die Menschen ungefragt fotografiert, sondern in dem man Fremde einfach anspricht und sie fragt, ob man sie fotografieren darf. Irgendwie fand ich das reizvoll, habe aber den Gedanken immer wieder verdrängt, da ich mich nicht überwinden konnte, Fremde einfach anzuquatschen. Und es fehlte mir auch zunächst mal an der konkreten Idee dazu.

Als ich allerdings Anfang des letzten Jahres in London war und an einem Vormittag durch den Hyde Park lief, sah ich überall die Menschen, die mit ihren kleinen oder großen Lieblingen spazieren gingen. Ich setzte mich auf eine Bank und schaute zu. Ich bin einfach ein großer Hundefan und plötzlich wollte ich diese Menschen mit ihren Hunden fotografieren. Das ist jetzt DIE Gelegenheit, dachte ich mir.
Ok, ich muss sagen, dass ich eine ziemliche Nervosität davor sie einfach anzusprechen nicht verleugnen konnte. Und das noch in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist. Mein Englisch ist zwar ganz ok, aber trotzdem habe ich mir vorher einfach im Kopf etwas zurecht gelegt. Sozusagen die ersten Sätze – wie ich mich vorstelle, was ich machen möchte und dass ich die Bilder evtl. auch im Internet veröffentliche. Ich fand es einfach wichtig, dass ich dann nicht auch noch blöd ins Stottern komme. Naja, und dann habe ich es einfach versucht. Ich dachte mir, mehr als ein Nein kann nicht passieren. Und so habe ich an diesem Tag über 30 Hundebesitzer angesprochen und insgesamt nur zweimal ein Nein bekommen. Alle anderen fanden das Projekt ganz toll und ließen sich gerne fotografieren. Und schon nach dem dritten oder vierten Mal war die Nervosität völlig weg (weil ja auch unbegründet) und es fing an richtig viel Spaß zu machen. Es kamen wunderbare, nette Gespräche zustande und ich erlebte London auf eine ganz andere Art und Weise. Es war einfach super! Ich habe das Ganze dann nochmal in San Francisco in einem Hundepark wiederholt und es war dort ganz ähnlich. Alle waren total nett, aufgeschlossen und interessiert. So kam die Serie „People And Their Dogs“ zustande. 

Ein perfektes Bild stand überhaupt nicht im Vordergrund, sondern in kurzer Zeit einfach ein nettes und spontanes Bild von einem Menschen mit seinem besten Freund zu machen. Sich möglichst schnell mit den Gegebenheiten zurecht finden, Mensch und Tier einigermaßen zu positionieren, den Hintergrund zumindest ein bisschen im Auge behalten. Oft hatten die Hunde allerdings wesentlich weniger Lust auf das Foto als ihre Herrchen und Frauchen und hatten alles andere im Sinn als sich in Pose zu setzen. Das mit dem Gehorsam hat irgendwie bei den wenigsten funktioniert :-) Daher hatte ich selten mehr als 2-3 Minuten pro Foto zur Verfügung. Ob gewisse Ähnlichkeiten zwischen Hund und Besitzer zu erkennen sind, dass kann jetzt für sich selbst entscheiden ;-). 

Selbstverständlich habe ich allen meine Email Adresse gegeben, falls jemand sein Bild haben möchte. Und es haben mich auch einige angeschrieben. Denen habe ich dann natürlich sehr gerne das Bild geschickt. Ein Model Release habe ich allerdings nicht ausgefüllt, das wäre ja dann doch etwas aufwendig und echt sinnlos ;-). Falls sich wieder die Gelegenheit ergibt, werde ich die Serie fortsetzen, alleine schon deswegen, weil es so einen Spaß gemacht hat. Und allen, die sich auch schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben total fremde Menschen anzusprechen und zu fotografieren, denen kann ich nur sagen: Probiert es! Tut es einfach! Überlegt euch einfach ein kleines Thema, das ihr dann umsetzt. Es kann nichts passieren, außer das sich jemand nicht fotografieren lassen möchte. Wenn das der Fall ist, sollte man das natürlich sofort respektieren und nicht aufdringlich sein. Es ist nichts für spektakuläre Bilder aber das ist meiner Meinung nach völlig egal. Entspannt fotografieren, einfach Spaß haben und mit anderen Menschen agieren ist hier die Devise. Ohne diesen Druck ein unglaublich tolles Bild zu machen und ohne die Enttäuschung, wenn es nicht gelingt. Nicht nur fotografisch sondern besonders auch persönlich war/ist/wird das für mich auf alle Fälle eine ganz tolle Erfahrung.

Tanja
www.taghira.de




















2 Kommentare:

  1. Tolle Idee und schön umgesetzt. Und danke für die aufmunternden Worte.. ich trau mich nämlich auch nicht :-(

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    1. Danke, freut mich, wenn ich motivieren konnte. Einfach versuchen, es macht echt riesig Spaß! :-)

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