Montag, 24. Februar 2014

Natur abstrakt - Gut gewischt ist halb gewonnen...



„Ein gutes Foto muss nicht zwingend scharf sein“ – das habe ich irgendwann mal irgendwo gelesen. Auch wenn Schärfe in einem Bild bzw. ein wohl gestalteter Schärfeverlauf natürlich einen großen Reiz haben, sind für mich auch bewusst unscharfe Bilder durchaus ansprechend. Aber sehr schnell wird es abstrakt und solche Bilder polarisieren selbstverständlich.





Es gibt viele Arten der abstrakten Fotografie und ich möchte heute hier eine Möglichkeit der abstrakten Fotografie vorstellen, die zwar nicht neu ist und vermutlich nicht jedem zusagt.  Ein gutes Ergebnis zu erzielen ist schwerer als es aussieht und es bedarf einiger Voraussetzungen und Versuche, aber es macht tierisch Spaß! Das sogenannte Wischen. 

Unter Wischen versteht man ein leichtes Hin- und Her- oder Auf- und Abbewegen der Kamera während der Zeit der Belichtung. Also eigentlich ein absichtliches Verwackeln des Bildes, mal ganz banal gesagt. Alle hier gezeigten Bilder sind somit in der Kamera durch dieses Wischen entstanden sind und NICHT am heimischen PC in einem Bildbearbeitungsprogramm, wie man vielleicht meinen könnte.






Für alle, die auch einmal Lust haben, es zu versuchen, hier nun einige Tipps:

Kamera und Einstellungen: Ob DSLR, Systemkamera oder Kompaktkamera, geeignet ist im Grunde jede Kamera, die manuelle Einstellungen zulässt. So grob würde ich sagen, dass sich mit einer Belichtungszeit zwischen 1/20s und 1s die besten Ergebnisse erzielen lassen. Die richtige Zeit ist ein jedoch abhängig von Motiv, Wischrichtung und gewünschter Stärke des Wischeffektes. Ebenso die Geschwindigkeit mit der man die Kamera bewegt. Hier ist einfach Ausprobieren angesagt. Am besten fotografiert man im manuellen Modus und stellt sich die gewünschte Belichtungszeit mit der dazu passenden Blende ein. Wenn es noch recht hell ist kann es schnell zu einer Blende von 22 oder kleiner (also größere Blendenzahl) kommen, was aber völlig ok ist, denn eine evtl. Beugungsunschärfe kann hier natürlich komplett vernachlässigt werden. Sollte die Einstellung mit der kleinsten möglichen Blende immer noch zu hell sein, dann hilft ein Graufilter. Die Brennweite spielt eine eher untergeordnete Rolle, also damit meine ich, dass es mit eigentlich jeder Brennweite möglich ist zu wischen. Je nachdem welche für das ausgesuchte Motiv am besten ist.





Wischrichtung und Motiv: Die Wischrichtung hängt vom Motiv ab. Ein Motiv mit vorwiegende vertikalen Linien ist für vertikales Wischen geeignet und bei Motiven die horizontal geprägt sind eignet sich dann logischerweise das horizontale Wischen. Motive, die weder noch besitzen, eignen sich auch, wenn auch nur bedingt. Hier kann man es aber durchaus einmal mit diagonalen oder kreisenden Bewegungen versuchen. Im Grunde kann man jedes Motiv wischen, allerdings ist es ein Irrglaube, der in vielen Foren herum geistert, durch das Wischen könne man aus jedem langweiligen Motiv mit langweiligem Licht ein besonderes Bild machen, weil es dann eben abstrakt ist und was abstrakt ist, ist Kunst. So einfach ist es dann doch nicht und meistens ist auch hier das Licht oder auffällige Farben ein entscheidender Faktor, der die verschiedenen interessanten Schattierungen möglich macht. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass sich Bäume ( für vertikales, diagonales oder kreisförmiges Wischen) und das Meer oder ein See (für horizontales Wischen) schon ziemlich gut für diese Art von Bildern eignen.




Technik des Wischens: Nachdem man die richtigen Einstellungen an der Kamera gewählt hat ist es am besten, man stellt zunächst auch manuell auf das Motiv scharf, also Autofokus aus. Somit vermeidet man, dass der Autofokus während der Kamerabewegung noch irgendetwas Ungewolltes macht. Beim Scharfstellen geht es jetzt nicht millimetergenau, aber wenn es zu unscharf ist, sieht der Wischeffekt meistens nicht so optimal aus. Nun fängt man schon einmal an, die gewünschte Wischbewegung zu machen - Trockenübung quasi. Wenn man dann der Meinung ist, dass es eine einigermaßen fließende Bewegung ist, löst man aus. So und dann heißt es probieren, probieren, probieren. Es können wirklich einige Auslösungen notwendig sein, bis man ein schönes Ergebnis hat. Aber das ist das Spannende und Lustige daran, man kann es eigentlich nicht wirklich planen und jedes Bild ist irgendwie eine kleine Überraschung. Also zumindest bei mir ist das so ;-).

Nun wünsche ich allen, die Lust auf solche Bilder bekommen haben, viel Spaß und viel Erfolg! 

liebe Grüße
Tanja
www.taghira.de


3 Kommentare:

  1. Sehr, sehr gelungen! Viele Grüße, Mark

    AntwortenLöschen
  2. Ich bin begeistert!! Eine tolle Anregung es auch einmal zu probieren! Danke dafür!!

    AntwortenLöschen