Montag, 24. März 2014

Mobiles und günstiges Fotostudio unter 250€



In letzter Zeit werde ich immer wieder gefragt, was man denn an Ausrüstung (neben einer Kamera ;-) ) so als Grundausstattung für Portraits braucht. Es ist eigentlich fast unmöglich, das allumfassend zu beantworten. Zu viele Produkte sind auf dem Markt und zu unterschiedlich sind die einzelnen Bedürfnisse. Aber ich möchte hier zumindest einmal ein Art Einsteiger-Set vorstellen, mit dem man zu einem sehr günstigen Preis schon richtig viel machen kann. Und ein paar Beispielbilder gibts am Ende des Artikels natürlich auch noch ... :-)

Alle Produkte, die ich hier vorstelle benutze ich selbst und bin auch zufrieden damit, aber es gibt selbstverständlich für alles Alternativen. Der große Vorteil an diesem Set ist neben dem wirklich sehr günstigen Preis auch die Mobilität. Alles lässt sich klein zusammenfalten, wunderbar transportieren und sehr schnell auf- und abbauen. Somit kann man so ziemlich jede Location relativ schnell in ein Mini-Fotostudio verwandeln. Ob Outdoor oder Indoor. Auch nachdem alles aufgebaut ist, benötigt das Equipment relativ wenig Platz, was in kleinen Räumen auch ein wesentlicher Punkt ist.

Dass natürlich eine Kamera und ein Objektiv Grundvoraussetzung ist, ist denke ich logisch und fließt nicht mit in den Gesamtpreis ein. Welche Kamera man benutzt ist eigentlich egal, solange sie manuelle Einstellungen zulässt und einen Blitzschuh besitzt. Auch bei den Objektiven ist es so, dass man eigentlich mit jedem Objektiv Portraits machen kann. Allerdings gibt es schon Objektive bzw. Brennweiten, die häufiger bei Portraits eingesetzt werden als andere. Die günstigste und universellste Lösung ist wohl eine  50 mm 1:1,8 Festbrennweite (in meinem Fall von Nikon). Sie ist günstig, lichtstark und hat ein schönes Bokeh. Aber auch Teleobjektive eignen sich wunderbar, eine günstige Variante wäre z.B. ein 55-300 mm. Also am besten erst mal schauen und testen, was man schon zu Hause hat. Ich fotografiere die meisten Portraits mit  50 mm oder  85 mm. 

Grundsätzlich bin ich wirklich ein großer Fan von natürlichem Licht und mache auch sehr gerne Fotos ohne weitere Hilfsmittel, allerdings stößt man in der Portraitfotografie dann doch auch mal an die Grenzen, besonders in Innenräumen oder im Schatten. Trotz einer Blende von 1.8 wird es schnell zu dunkel, die Belichtungszeiten zu lang und/oder die ISO-Werte zu hoch. Und dann kommen eben die folgenden kleinen Helfer ins Spiel (ganz unten gibt´s dann noch eine zusammenfassende Übersicht) :


Ein Reflektor kann eine große Hilfe sein, wenn man sein Motiv sanft aufhellen möchte in dem man natürliches Licht oder künstliches Licht damit reflektiert. Die 5 in 1 Reflektoren sind vielseitig und günstig, auch wenn die Oberfläche nicht besonders gut gespannt ist und es dadurch dann in manchen Fällen zu leichter unregelmäßiger Lichtverteilung kommen kann. Aber für den Einstieg absolut in Ordnung. Es gibt die Bespannungen weiß, gold, silber, und zebra (eine Mischung aus gold und silber, die allerdings mit 30€ etwas teurer ist). Mit welcher man dann arbeitet muss man individuell entscheiden und ausprobieren. Hier spielt der Geschmack eine große Rolle. Ich persönlich arbeite meistens mit Silber.
Man sollte allerdings bei einem Reflektor zwei Dinge beachten:
  • Beim Einsatz eines Reflektors braucht man in den meisten Fällen eine weitere Person, die den Reflektor hält. Es gibt zwar auch Halterungen, die man an einem Stativ befestigen kann, aber schon bei minimalem Wind ist das ziemlich sinnlos.
  • Die Größe des Reflektors entscheidet natürlich über die Fläche die damit ausgeleuchtet werden kann. Ein Durchmesser von ca. 1m genügt gut zum Aufhellen des Gesichtes. Je mehr man vom Körper aufhellen möchte, desto größer muss logischerweise dann auch der Reflektor sein.
2. Yongnuo 560II Aufsteckblitz für ca.50€ :


Dieser Blitz hat für mich ein perfektes Preis-Leistungs Verhältnis. Für ca. 50€ bekommt man einen Aufsteckblitz mit einer ordentlichen Leistung. Aber man muss alles manuell einstellen, so etwas wie TTL/eTTL oder HSS sucht man vergebens. (Falls man darauf Wert legt sollte man zu der etwas teureren Variante greifen, den Yongnuo YN-568EX. Bei diesem Modell muss man aber im Gegensatz zu dem kleinen Bruder auf den Kamerahersteller achten). Man kann in 1/3tel Stufen die Leistung regulieren, den Zoom einstellen und den Blitz im Slave Modus verwenden, das wars. Aber für entfesseltes Blitzen genügt das vollkommen. Und mal ehrlich, wenn man vielleicht gerade mit Blitzen anfängt, ist es gar nicht so schlecht, wenn man nicht ganz so viele Knöpfe und Einstellungsmöglichkeiten hat ;-). Der Blitz benötigt vier AA Akkus. Hier kann ich nur die Akkus von Eneloop empfehlen!
Es gibt auch mittlerweile eine neue Version dieses Blitzes für ca. 65€ (Yongnuo YN-560 Mark III), die einen Funkempfänger bereits integriert hat, die ich allerdings im Moment noch nicht benutze 

3. Walimex Blitzstativ für ca. 26€:


Um entfesselt Blitzen zu können (also den Aufsteckblitz von der Kamera entfernt), muss man den Blitz natürlich irgendwo montieren können. Dazu benötigt man ein Blitzstativ. Dieses Stativ von Walimex ist mit 26€ günstig und einigermaßen stabil.

4. Yonguo RF603N Funkauslöser für ca.24€:


Da sich der Blitz ja eben nicht auf der Kamera befindet, aber ja trotzdem irgendwie ein Signal bekommen muss, braucht man einen Funkauslöser. Ich benutze den Yonguo RF603N, der gleich noch den netten Nebeneffekt hat, dass man ihn auch als normalen Funkfernauslöser für die Kamera benutzen kann. Im Set sind zwei Stück, einer für die Kamera und einer für den Blitz, die brav das tun was sie sollen (das Blitzsignal von der Kamera an den Blitz senden), ohne weitere Zusatzfunktionen. Mehr braucht man ja auch eigentlich nicht und mehr sollte man auch für ca. 24€ nicht erwarten.

5. Jinbei Softbox 50x50cm für ca.52€:


Um das Licht des Blitzes weicher zu machen, braucht man sog. Lichtformer. Davon gibt es unzählig viele verschiedene und das ist wirklich  ein ganz eigenes Thema für sich. Aber zum Anfangen und für den mobilen Einsatz ist diese kleine und faltbare Softbox von Jinbei für ca. 50€ ideal, besonders auch weil sie sehr schnell und einfach aufgebaut ist. Falls notwendig auch im Reisegepäck noch absolut vertretbar. Alternativ könnte man auch einen Durchlichtschirm verwenden, das wäre sogar noch kostengünstiger. Es gibt hier ein Set mit Stativ und Schirm für nur 27€. Hört sich gut an, aber das konnte ich noch nicht begutachten oder testen, daher kann ich es auch nicht direkt empfehlen.

6. Walimex Falthintergrund für ca. 60€:


Falls man vor Ort mal keinen besonders schönen Hintergrund zur Verfügung hat oder man möchte speziell einen neutralen einfarbigen Hintergrund haben, ist es nicht schlecht einen schwarzen und/oder weißen Hintergrund dabei zu haben. Eine sehr praktische Lösung bietet da ein Falthintergrund, die im Aufbau ähnlich funktionieren wie Faltreflektoren. Die Variante von Walimex bietet eine Seite mit weiß und die andere mit schwarz an. Auch ist die Fläche einigermaßen gut gespannt, so dass nur minimale Falten zu sehen sind, die mit dem nötigen Abstand nicht weiter auffallen bzw. leicht zu retuschieren sind. Ganzkörperportrait sind damit allerdings nicht optimal. Aber für Gesicht, Oberkörper oder max. bis zum Knie funktioniert es echt prima. Wenn man das Ding allerdings das erste Mal irgendwo im Einsatz hat und es auffaltet, sollte man sich vorher bei YouTube das Video anschauen, wie man ihn wieder zusammenfaltet...eigentlich nicht schwer, wenn man den Dreh mal raus hat, aber eben diesen Dreh muss man einmal gesehen haben.

Das war´s schon. Alles zusammen passt leicht in eine Tasche und ist auch von Gewicht her ohne Probleme auch über eine größere Distanz zu transportieren. Preislich gesehen ist das für mich ein unschlagbarer Einstieg in die Portraitfotografie. Hier nochmal wie versprochen die Übersicht:

Zusammenfassung der Produkte:

Gesamtkosten: ca. 228€


Wie oben schon erwähnt gibt es für alle Produkte Alternativen und qualitativ hochwertigere Lösungen. Aber diese sind dann auch gleich um ein Vielfaches teurer und nicht immer notwendig. Für diesen Gesamtpreis habe ich persönlich nicht viele so gut funktionierende Alternativen gefunden. Ich benutze alles jetzt auch schon über einen längeren Zeitraum und bisher gab es keinerlei Ausfälle, nichts ging bisher kaputt. Natürlich lässt sich mit diesem Equipment nicht alles an Bildideen umsetzen, aber  doch schon ziemlich viel. Hier eine kleine Auswahl an Bildern, die mit diesem Equipment entstanden:










liebe Grüße
Tanja
www.taghira.de





8 Kommentare:

  1. Hallo Tanja,

    also Bild 3 und 4 gefallen mir sehr gut :-)
    Gruß
    Carsten Fischer

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  2. Super hilfreicher Beitrag für mich als Einsteiger! Wann kommt das ergänzende Tutorial zu Portraitfotografie? ;-)

    Viele Grüße,

    Pascal

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    1. Hallo Pascal,
      danke dir, freut mich natürlich, wenn der Artikel hilfreich war. Ein ergänzendes Tutorial ist in Planung... :-)
      liebe Grüße
      Tanja

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  3. Hallo Tanja,

    mir gefallen die Bilder 1 + 2 sehr gut! Ich würde gerne wissen wie die entstanden sind.

    Danke und viele Grüße
    Jan

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    1. Hallo Jan,
      ich verstehe deine Frage nicht ganz. Was genau würdest du gerne wissen? Bei einem Foto spielen ja mehrere Faktoren eine Rolle...
      liebe Grüße
      Tanja

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    2. Hallo Tanja,

      mir geht es vor allem um die Entfernung der Softbox. Welche Objektive und Blende hast Du benutzt?

      Danke und viele Grüße
      Jan

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    3. Hallo Jan,
      die Softbox war ca. 1-1,5m entfernt und das Objektiv war das Nikon 50mm/1.8 bei Blende 8.
      Ich hoffe, das hilft dir weiter.
      Liebe Grüße
      Tanja

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    4. Hallo Tanja,

      ja, danke für die Info!

      Viele Grüße
      Jan

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